Das kleine Flussnilpferd Moo Deng, das im Khao Kheow Open Zoo in Thailand lebt und im letzten Jahr dank ihrer sassy Attitüde viral ging, wurde diese Woche ein Jahr alt. Passend dazu habe ich dieses Meme gesehen:

Instagram: @hollabackcards

Wenn ich darüber nachdenke, was seit letztem Juli passiert ist, fühlt es sich tatsächlich so an, als hätte ich 100 Leben gelebt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich vor einem Jahr an meinem letzten Ferientag in der Toskana im Innenhof unseres Ferienhauses Kreise drehte, während ich mit einem Arbeitskollegen telefonierte. Unter meinen Füssen knirschte der Kies. Meine Freundinnen warteten drinnen auf mich – und mit ihnen fünf verschiedene Chianti, die wir verkosten wollten. Ich aber hing am Telefon, weil ich soeben das gesamte Ausmass der bevorstehenden Kündigungswelle erfuhr, die ich – als damaliges Mitglied der Chefredaktion – mittragen würde. Die anschliessende Verköstigung ist ein wenig blurry. Ich weiss, dass der Wein schmeckte und ich dankend auf den Einsatz eines Spuckbechers verzichtete, in den man den Wein leert, den man nicht trinken möchte.

Die Medienbranche steckt in der Krise. Ich weiss nicht, wie oft ich diesen Satz in den letzten 15 Jahren gehört habe. Mittlerweile habe ich eine gewisse Resistenz dagegen aufgebaut. Ich kenne die Medienbranche nicht anders als eben genau so – im Krisenmodus.

Und dennoch habe ich diese Woche eine neue Form der Frustration gespürt. Nicht (nur) in mir selbst, sondern in meinem Umfeld. Der Markt für Freischaffende scheint ausgetrocknet, neue Sparmassnahmen drohen von überall und das, was viele Journalist:innen früher als Plan B in der Hinterhand hatten – eine Karriere in der Kommunikation – scheint auch nicht mehr zu funktionieren. Denn auch in dieser Branche wird gespart.

Als ich dann noch gleich drei fabelhafte ehemalige Kolleginnen bei ihrem gemeinsamen Abschiedsapéro besuchte, wurde ich tatsächlich ein wenig deprimiert. Sie alle verlassen ein grosses Medienhaus, sie alle wissen nicht, wohin die Reise als Nächstes geht. Sie wissen nur, dass sie nicht stillstehen können. Das ist ein unglaublich mutiger Schritt. Und trotz der Ungewissheit sah ich in ihren Gesichtern vor allem eines: Hoffnung.

War ich vor einem Jahr hoffnungsvoll, als ich zwischen den Zypressen stand? Nein. Bin ich es heute? Meistens. Ich habe kein Rezept für eine erfolgreiche Zukunft in der Medienbranche, aber ich bin überzeugt davon, dass Stillstand keine Option ist. Ich schreibe diesen Newsletter, ich hoste meinen Podcast (hier gehts zur neusten Episode) und ich versuche damit, meinen eigenen Weg zu gehen. Manchmal fühlt es sich so an, als würde ich mir einen Pfad in einem verwachsenen Dschungel freikämpfen.

Ich habe mich diese Woche aber auch immer wieder gefragt: Ist das, was wir gerade erleben, eine Krise der Branche – oder eine Krise des Modells? In hoffnungsvollen Momenten fühlt es sich nicht nur wie ein Scheitern an, sondern auch wie ein Augenblick der Umdeutung. Vielleicht ist dieser Dschungel genau das: eine Möglichkeit, neues Terrain zu betreten. Das sage ich mir, wenn die Panik in mir aufsteigt. Wenn ich nachts wach im Bett liege oder mich in meinem Selbstzweifel (Hallo, Herr Imposter!) suhle.

Was wir alle brauchen, ist Mut. Und ein wenig sassiness. So wie es uns Moo Deng vormacht.

Frage der Woche

Hier an dieser Stelle behandle ich Fragen aus meinem Podcast, die mir die Community stellt. Ihr könnt mir Fragen via Voicemessage auf Instagram senden oder per Mail. Diese Woche hat eine Zuhörerin gefragt:

Kann man erwachsen werden, ohne die Leichtigkeit zu verlieren? Und was machst du Kerstin, um im Leben Leichtigkeit zu spüren?

Meine Freundin Nathalie und ich schicken uns in regelmässigen Abständen ein kleines Video. Es stammt aus dem Jahr 2017 und zeigt, wie Nathalie vor mir auf ihrem Fahrrad durch Zürich fährt. Sie blickt zurück zu mir und wir lachen. Wir beide können uns sehr gut an diesen Moment erinnern. Und wir beide verbinden damit eine gewisse Wehmut.

🔒 Lies hinter der Paywall weiter! Bereits für 5.90 Euro/ 5.50 Franken bist du Mitglied – der Preis eines Matcha Lattes. Danke für deine Unterstützung!

💡 Du bist Mitglied, siehst aber nur einen Teil? Kein Grund zur Sorge – der ganze Text ist für dich freigeschaltet. Klicke einfach auf «Online lesen» oben rechts oder kontrolliere, ob du eingeloggt bist.

logo

Du willst weiterlesen? Dann löse jetzt dein Upgrade!

Mit einem Abo erhältst du Zugang zu diesem Beitrag.

Freischalten

Keep Reading

No posts found